Categories
Stuff

Kleine Analyse eines Gurtwicklers

Ich würde gerne ein (oder vielleicht mehrere) manuelle (Gurt-)Jalousien mit der Heimautomatisierung verbinden. Leider scheint es nichts zu geben das direkt den DIY-Markt anspricht. Ich finde nur irgendwelche geschlossenen “Lösungen” wie Rademacher’s DuoFern, oder Leute die einfach Kabel an die Knöpfe eines Gurtwicklers löten. Ich will aber eigentlich nicht noch irgendeine Bridge mit zweifelhafter Zukunft und mehr oder (mehr wahrscheinlich) weniger Funktionen haben.

Also habe ich mir mal ein RolloTron 1200 bestellt, dieser hat DuoFern als Funklösung eingebaut. Meine Hoffnung war entweder einen “alternativen Zugang” zur Elektronik zu finden, oder zumindest mehr über DuoFern zu lernen. Vielleicht ist ja einfach das Gefunke als diskrete kleine Schaltung “drangeflascht” und austauschbar?

Das erhaltene Gerät natürlich gleich auseinandergebaut 🙂 Der innere Aufbau ist recht einfach und die Haupt-Steuerplatine leicht zu entnehmen, hier perspektivkorrigierte Fotos von beiden Seiten (Rückseite spiegelverkehrt!) und übereinandergelegt, um Durchkontaktierungen besser zu erkennen:

Es fällt direkt auf das mehrere Bauelemente nicht bestückt sind – vermutlich wird dieselbe Platine für mehrere verschiedene Geräte benutzt und nur dann entsprechend bestückt. Ich habe im Netz ein Foto der Platine vom Rollotron 1100 gefunden (selbes Gerät wie meins, nur ohne DuoFern) und dort sind die beiden Chips ganz oben nicht bestückt, dafür statt dessen der untere Chip in der Mitte. Der obere unbestückte Chip dürfte für eine Version mit Display sein, dafür dann auch die horizontale Reihe Kontakte und die Einbuchtungen an den Seiten.

Schaltungsbeschreibung

  • Der unterste “Chip” mit den 2×4 Löchern durch die Platine hindurch ist die Kontaktierung für die Netzteil- und Motorplatine.
    • Jeweils ein Pin für 10V und Masse vom Netzteil.
    • Ein Pin führ ein 50Hz Signal bei etwa 4V vom Netzteil, ohne Zweifel aus dem 230V Netz abgeleitet. Ich vermute dies wird verwendet um über lange Zeit die innere Uhr des Mikrocontrollers zu stabilisieren, damit bei einer Zeitsteuerung jeden Tag zur gleichen Zeit die Jalousie verfährt, und dieser Zeitpunkt nicht “wegwandert”.
    • Zwei Pins für eine DC-Motor Steuerung: Ein Pin für die Richtung, einer mit PWM Signal zur Geschwindigkeit.
    • Drei Pins mit irgendeiner Art Steuer- oder Datensignal – ich bin mir nicht sicher was genau. Alle drei Signale zeigen regelmäßige Ausschläge mit 62.5Hz, wobei der Ausgangspegel von der Motor-Drehrichtung abhängt. An der Motorachse sitzt ein Magnet über irgendeinem “Chip” (nicht zu erkennen), vielleicht sind diese drei Signale ein Feedback um die Drehrichtung zu überprüfen und ggf. ein Blockieren des Motors zu erkennen?
  • Links neben dem unteren Schalter ist ein 78L33A Spannungsregler für 3.3V.
  • Der große Chip unterhalb des oberen Schalters ist ein R5F 100, das ist ein 16bit Microcontroller von Renesas aus der RL78 Serie, Datenblatt hier. (Nicht das ich Lust hätte einen großen Haufen Maschinencode zu entziffern, aber soweit eine kurze Recherche im Netz ergab erlaubt dieser Microcontroller sowieso kein Auslesen des Programm-Flash.)
  • Der kleinere Chip schräg daneben ist ein NRF 905: 433/868/915MHz Transceiver. (Datenblatt) Der Kleinkram links daneben ist die Antennenabstimmung, die Antenne selber ist die einzelne einsame Leiterbahn ganz am linken Rand. Gut zu erkennen der große Abstand zur restlichen Elektronik, “weil Funk” 🙂 Interessanterweise ist die Antenne nur etwa 11-12 cm lang – bei den verwendeten 434.5 MHz wäre etwa 17.2 cm (Lambda/4) eigentlich besser, aber passt vermutlich einfach nicht ins Gerät.
  • Microcontroller und Funkchip sind per SPI-Bus und ein paar weiterer Steuerleitungen verbunden. Soweit ich das sehe kann hat der Transceiver keine “höheren” Features, das Funkprotokoll und evtl. Verschlüsselung muss also im Mikrocontroller erfolgen. Man könnte überlegen den SPI-Bus abzuhöhren, aber das würde im wesentlichen auch nur dieselben Daten zeigen wie das was über den Funk geht.
  • Am oberen Platinenrand ist ein Reed-Kontakt, dieser wird durch einen Magneten in der Gurtrolle getriggert. Ich vermute dies ist Teil der Blockiererkennung – wenn die Jalousie sich nicht weiter abwärts bewegt wird der Gurt locker und die Rolle dreht sich nicht mehr.
  • Am rechten Rand sind drei nummerierte und zum Teil bestückte Wiederstände, diese sind elektrisch nicht mit der restlichen Platine verbunden und nur über die Kontaktflächen auf der Rückseite erreichbar. Überhaupt hat die Rückseite eine erstaunlich große Anzahl Kontaktflächen. Die drei “Code-Wiederstände” dürften es erlauben in Testständen die jeweils bestückte Platinenversion abzufragen und automatisch z.B. die Programmierung an die jeweils bestückten Chips anzupassen.

Fazit

So wie ich mich das vorgestellt habe wird das nichts – bei diesem Gerät müsste man den Microcontroller komplett umprogrammieren oder die Elektronik austauschen um ein anderes Funkprotokoll zu bekommen. Und einfach nur Drähte an die auf/ab-Knöpfe anzulöten mag ich nicht, dann gibt es keine Rückmeldung über den aktuellen Zustand der Jalousie.

5 replies on “Kleine Analyse eines Gurtwicklers”

Hallo, vielen Dank für den Beitrag. Eine Frage: wo könnte man denn eine Austausch-Platine bekommen? Ich habe das Netzteil geschrottet…danke Dir. Dennis

Sorry, keine Ahnung, meine Gurtwickler funktionieren alle noch. Ich an deiner Stelle würde bei Rademacher fragen, oder bei ebay nach defekten Geraeten suchen. Viel Glueck! Karsten

Hallo, ich habe selbst eine Duofern-Installation mit 18 Rolladenaktoren und Schaltaktoren, die an einer gepatchten pyduofern-Version mit dem Homeassistant betreibe. Das seit ca. 6 Jahren, seitdem ein Blitz den Homeassistant 2 zerstört hat. Der Duofern-USB-Stick läuft seitdem an einem Rpi3…

Seit ein paar Tagen räume ich nun den Code auf und habe mich jetzt für das Protokoll interessiert und bin hier gelandet.

Ich habe mir mal das Datenblatt vom NRF905 angesehen, scheint ziemlich simpel zu sein. An der Modulation, Preamble und Manchester-Encoding kann man nichts verstellen, im Gegensatz zB zu einem CC1101.
Ich glaube, man kann relativ einfach einen NRF905 an einen Rpi anschließen und Pakete sniffen. Nur die RX-Adresse muß stimmen, aber über den Carrier-Detect-Pin kann man die Theorie schon mal prüfen 🙂

Ich denke, das ist eine Option um den Gurtwickler anzubinden. Das Protokoll ist ja schon dekodiert (der USB-Stick schleift die Pakete garantiert durch). Ich habe mal einen NRF905 bestellt.

Bin gespannt – mir war nicht klar das Protokoll ist komplett dekodiert. Ich verwende inzwischen der Einfachheit halber eine Rademacher Bridge, siehe Artikel hier: https://kapet.de/archives/118

Hi, ich habe jetzt eine Woche Abends mit dem NRF 905 gebastelt. Mit Erfolg. Durch viel Probieren und Empfangsregister während Carrier Detect auslesen und studieren habe ich das Sync word gefunden: 0xe3ac4318.
Ich kann nun die Pakete inklusive CEC16-Check mitlesen.
Man erkennt ganz klar ID des Aktors und vom Stick in den ersten 6 bytes, danach ein paar Bytes Flags (unter anderem eine Sequenz und ein ACK-Flag), den eigentlichen Befehl oder Status (gleiche Daten wie der HA an den Stick sendet oder empfängt) und am Ende 6 Bytes Hash. Ich habe noch nicht heraus gefunden, was für ein Hash es ist, aber er ist bereits vor dem Paaren vorhanden, es kann also kein Key sein, der da ausgetauscht wird (hoffe ich zumindest).
Ich werde demnächst einmal den Python-Code hochladen bei https://github.com/CreaValix/

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *